Angebotslücken, Personalmangel, unfaire Gehaltssysteme: Tirols Pflege bleibt weiterhin unter Druck
„Beim Strukturplan Pflege bestätigt sich leider zum Leidwesen aller Betroffenen im Pflegesystem, dass Papier sehr geduldig sein kann. Zwar wird die demografische Entwicklung hineingeschrieben, aber das Pflegesystem selbst wird nicht auf zusätzliche Beine gestellt“, kritisiert Liste-Fritz-Parteiobfrau Andrea Haselwanter-Schneider. Besonders dramatisch ist die Situation in der Kurzzeitpflege. „Pflegende Angehörige arbeiten de facto rund um die Uhr. Sie müssen aus diesem 24-Stunden-Job auch einmal ausbrechen dürfen, um Kraft zu tanken oder sich selbst von einer Erkrankung zu erholen“, weiß Haselwanter-Schneider. „Die Realität ist aber leider eine andere. Wer endlich einen der raren Plätze bekommt, muss oft mehrere Tausend Euro vorstrecken. Das ist unzumutbar. Wer zu Hause pflegt und betreut, darf nicht der Dumme sein“, so Haselwanter-Schneider. Die Liste Fritz fordert schon seit Jahren eine Attraktivierung und finanzielle Gleichstellung der Kurzzeitpflege mit der Langzeitpflege. „Bei ÖVP und SPÖ stoßen wir bei diesem Thema stets auf taube Ohren. Dabei sollten wir um jede pflegende Angehörige froh sein. Denn so viele stationäre Plätze könnten wir in Tirol niemals vorhalten“, fordert Haselwanter-Schneider endlich ein Einlenken der schwarz-roten Landesregierung.
Versprechen nicht eingelöst: Angebotslücken seit Jahren unverändert
Die Lücke zwischen Bedarf und Angebot werde immer größer. „Es fehlen weiterhin spezielle Einrichtungen für junge Pflegebedürftige, spezialisierte Demenz-WGs, Senioren-WGs und Übergangspflegeeinrichtungen. Alles seit Jahren versprochen, aber nie umgesetzt“, sieht Haselwanter-Schneider großen Handlungsbedarf. Für sie sind vor allem Senioren-WGs ein entlastendes Modell. „Das ist bei weitem weniger personalintensiv und ideal für Menschen mit niedrigeren Pflegegeldstufen. Doch die Landesregierung bleibt weiterhin säumig und liefert kein attraktives Konzept.“
Pflegepersonal: Wertschätzung sieht anders aus
Auch beim Personal kranke das System an strukturellen Versäumnissen. „Es fehlen weiterhin Pflegekräfte, viele Betten stehen leer, und es gibt keine Idee, wie diese mit viel Steuergeld errichteten Kapazitäten sinnvoll genutzt werden sollen“, sagt Haselwanter-Schneider. Statt echter Wertschätzung habe die ÖVP-SPÖ Koalition das Personal sogar auseinanderdividiert: „Die Landesregierung belässt Mitarbeiter in zwei unterschiedlichen Gehaltssystemen. Die einen verdienen mehr, die anderen weniger, obwohl beide dieselbe Arbeit auf derselben Station leisten. Was ist daran noch fair?“ Die Liste Fritz fordert seit Jahren faire Arbeitsbedingungen und für alle eine echte finanzielle Besserstellung im Pflegebereich. „Mit den neuen Verträgen hat man eine Ungleichheit zwischen Alt- und Neuverträgen geschaffen. Wir sagen klar: Gleiche Arbeit muss gleich entlohnt werden! Faire Bezahlung statt Spaltung“, so Haselwanter-Schneider. Ihr ernüchterndes Fazit: „Die Chance, die Pflegesituation in Tirol endlich zu verbessern, ist seit Jahren da. Allerdings wurde diese von der ÖVP-dominierten Landesregierung immer wieder vertan. Damit muss Schluss sein.“